Almondia – Bautipps Die Bauherrenberatung

Heizungen im Check

Sie haben den aufregenden Schritt „Hausbau” gewagt: ein Grundstück ist gekauft, das Eigenheim im Bungalowstil bereits ausgesucht und eine Baufirma beauftragt. Durchatmen! Der größte Aufwand liegt hinter Ihnen, denken Sie… Jedoch weit gefehlt! Nun stehen tagtäglich neue Entscheidungen ins noch nicht gebaute Haus, die alle lieber heute als morgen gefällt werden wollen. Besonders beim Thema Heizung scheiden sich die Geister hinsichtlich Effektivität, Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit und Preisentwicklung. Wärmepumpe oder Gasheizung? Ich möchte mit Holz heizen, passt da eher eine Pelletheizung oder eine Hackschnitzelheizung? Was ist eigentlich mit der Brennstoffzelle? Umweltverträglich heizen mit Solarthermie? Dieser Artikel bietet einen Überblick über mögliche Wärmelieferer für Neubauten im Einfamilienhaus-Segment und versorgt Sie mit Informationen, die Ihnen die Wahl des für Sie passenden Heizsystems erleichtern. So wird der Markt für Sie erheblich transparenter.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ölheizung, Gasheizung, Holzheizung, Wärmepumpe, Elektroheizung, Infrarotheizung, Blockheizkraftwerk, Brennstoffzelle, Solarthermie: Die Wahl der Anlage will gut durchdacht sein, geht doch ein Großteil Ihres Energiebedarfs auf das Konto der Wärmeerzeugung.
  • Die verschiedenen Heizungen unterscheiden sich vor allem in den folgenden Punkten: Anschaffungs- sowie Betriebskosten, Nachhaltigkeit der Ressourcen, zugehörige Förderungsprogramme und Installationsvoraussetzungen.
  • Lassen Sie sich in Bezug auf Heizungsart und -hersteller ausführlich beraten und achten Sie darauf, dass Sie einen Ansprechpartner für Installation und Wartung in Ihrer Nähe haben.

Heizungen: Die Quelle der Wärme

Zunächst einmal sollten Sie sich Gedanken über Ihre gewünschte Energiequelle machen, denn heizen lässt sich sowohl mit Öl, Gas, Strom als auch mit deren regenerativen Konkurrenten wie Holz, Erd- oder Luftwärme und Solarenergie. Was viele nicht wissen: Die Deutschen verbrauchen mehr als die Hälfte der Energie für Wärmeerzeugung. Hier herrscht also viel ungenutztes Einsparpotenzial, das sich schnell in Ihrem Geldbeutel bemerkbar machen kann. Eine wichtige Rolle bei Ihrer Entscheidung sollte in diesem Zusammenhang auch der Blick in die Zukunft spielen. Die sogenannte Energieeinsparverordnung (EnEV) setzt den erlaubten Primärenergiebedarf eines Neubaus sukzessive nach unten. Wollen Sie sich für Ihr Haus einen angemessenen Wiederverkaufswert sichern, ist eine entsprechende Kalkulation Ihres Energiebedarfs von großer Bedeutung. Auch im Hinblick auf staatliche Förderung, die zur Unterstützung energieeffizienter Häuser vergeben wird, lohnt die Berücksichtigung regenerativer Heizsysteme. Im Folgenden haben wir für Sie kurz und knapp die Vor- und Nachteile zu den unterschiedlichen Heizungstypen zusammengestellt.

Ölheizung

  • Anschaffungskosten: 6.000 – 8.0000€ (10.000 – 16.000€ in Kombination mit erneuerbaren Energien)
  • Nachhaltigkeit: Nutzung fossiler Rohstoffe, hohe CO2-Emissionen
  • Förderung: KfW-Programme bei energieeffizienter Sanierung und Modernisierung (nicht beim Neubau)
  • Vorteile: ausgereifte Technik, Unabhängigkeit von vorhandener Infrastruktur, geringe Heizkosten
  • Nachteile: höherer Platzbedarf durch Öltank, Abhängigkeit von schwankenden Ölpreisen, Endlichkeit fossiler Brennstoffe, bei Neubau nur in Kombination mit erneuerbaren Energien (Wärmepumpe, Solarthermie – abhängig vom jeweiligen Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverlust des Hauses)

Gasheizung

  • Anschaffungskosten: 5.000 – 7.000€ (10.000 – 13.000€ in Kombination mit erneuerbaren Energien)
  • Nachhaltigkeit: Nutzung fossiler Rohstoffe, aber geringerer CO2-Ausstoß im Vergleich zu Öl
  • Förderung: KfW-Programme bei energieeffizienter Sanierung und Modernisierung, eventuell zusätzliche Förderung durch örtliche Energieversorger
  • Vorteile: vergleichsweise günstige Anschaffung und günstiger Verbrauch durch ausgereifte Technik
  • Nachteile: Gasanschluss bzw. Gastank nötig, Abhängigkeit von Gaslieferungen

Holzheizung (Pellet, Hackschnitzel, Stückholz)

  • Anschaffungskosten: 18.000 bis 25.000€
  • Nachhaltigkeit: nachwachsender Brennstoff, CO2-Emmissionen vorhanden
  • Förderung: KfW-Programme, BAFA-Förderung von ausgewählten Holzheizungen in Bestandsbauten
  • Vorteile: Unabhängigkeit von Energieversorgern, konstante Preise, große Modellvielfalt
  • Nachteile: Lagerung erfordert viel Platz, relativ hohe Anschaffungskosten
Pellets aus gepressten Holzspänen liefern die Heizenergie.

Wärmepumpe

  • Anschaffungskosten: ab 12.000€ (in Abhängigkeit vom Wärmepumpentyp)
  • Nachhaltigkeit: keine Emissionen vor Ort (abhängig von Art der Stromerzeugung)
  • Förderung: zahlreich!, KfW-Programme, BAFA-Förderung von ausgewählten Pumpen, Förderprogramme örtlicher Versorger
  • Vorteile: umweltfreundlich (insbesondere mit Photovoltaik), keine Lagerhaltung nötig, in Kombination mit Photovoltaik-Anlage gewisse Unabhängigkeit vom Strompreis, da eigene Stromerzeugung
  • Nachteile: Standort und Grundstücksbeschaffenheit können Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen

Elektroheizung

  • Anschaffungskosten: 5.000 – 8.000€
  • Nachhaltigkeit: derzeit hohe CO2-Emissionen (abhängig von der Stromgewinnung)
  • Förderung: keine
  • Vorteile: geringe Investitionskosten, gut regelbar, geringer Platzbedarf
  • Nachteile: hohe Betriebskosten, steigende Strompreise, Zukunftseinsatz fraglich

Infrarotheizung

  • Anschaffungskosten: 5.000 – 8.000€
  • Nachhaltigkeit: derzeit hohe CO2-Emissionen (abhängig von der Stromgewinnung)
  • Förderung: keine
  • Vorteile: geringer Investitionskosten, platzsparend, hoher Wirkungsgrad, geringe Vorwärmzeiten
  • Nachteile: hohe Betriebskosten, steigende Strompreise, setzt guten Dämmstandard im Haus voraus

Blockheizkraftwerk

  • Anschaffungskosten: 20.000 – 40.000 €
  • Nachhaltigkeit: abhängig vom Rohstofflieferant (Erd-, Bio-, oder Flüssiggas, Heizöl, Holz)
  • Förderung: KfW-Programm zur energieeffizienten Sanierung und Modernisierung, BAFA-Programm, Zuschuss für selbst verbrauchten Strom im Voraus möglich
  • Vorteile: kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung, Eigenversorgung mit Strom möglich, Unabhängigkeit von Energieversorgern, geringer Platzbedarf
  • Nachteile: hohe Anschaffungskosten- und Wartungskosten, geringe Wirtschaftlichkeit bei niedrigem Enenergiebedarf, Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen (wenn kein Holz oder Biogas verwendet wird)

Brennstoffzelle

  • Anschaffungskosten: 30.000 € – 50.000 €
  • Nachhaltigkeit: geringe CO2-Emissionen
  • Förderung: viele Programme u.a. KfW-Programm und BAFA-Förderung, pauschale Vergütung des selbsterzeugten Stroms
  • Vorteile: Strom- und Wärmeerzeugung mit hohem Wirkungsgrad, platzsparende Anlage, geringe Energiekosten, Unabhängigkeit von der Strompreisentwicklung, hohe staatliche Förderung, klimaschonend
  • Nachteile: Abhängigkeit von Gas und dessen Preisentwicklung, hohe Anschaffungskosten, regelmäßige Wartungskosten, setzt hohen Energiebedarf voraus, damit Anlage keinen unnötigen Überschuss erzeugt

Solarthermie

  • Anschaffungskosten: 5.000 bis 14.000 € (hängt davon ab, ob nur Warmwasserbereitung oder heizungsunterstützend)  
  • Nachhaltigkeit: nahezu CO2-neutral, regenerative Energiequelle
  • Förderung: KfW- und BAFA-Förderung
  • Vorteile: Unabhängigkeit von Energieversorgern, unbegrenzte Energiequelle, lange Lebensdauer
  • Nachteile: deckt meist nicht gesamten Energiebedarf (Kombination mit anderen Heizquellen nötig), eignet sich nicht für jeden Standort (Verschattung und Lichteinfall zu beachten), einige Komponenten müssen gesondert entsorgt werden
Solarkollektoren auf einem Hausdach

Elektro- und Infrarotheizung sind als Übergangs- oder Zusatzlösung zum Heizen einzelner Räume denkbar, da die hohen Betriebskosten auf lange Sicht nicht wirtschaftlich sind. Hinzu kommen die steigenden Strompreise sowie die schlechte Ökobilanz, welche die Zukunftsaussichten für Elektroheizungen – auch politisch gesehen – eher düster erscheinen lassen. Öl- und Gasheizungen warten mittlerweile mit ausgereifter Technik auf und sind schon lange keine unkontrollierten CO2-Schleudern mehr. Die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen bleibt jedoch bestehen. Da die Endlichkeit der weltweiten Ölreserven nicht in allzu ferner Zukunft, werden Ölheizungen für Neubauten nur noch äußerst selten angeboten. Auch hier muss die Frage gestellt werden, wie lange deren Einsatz noch rechtlich erlaubt sein wird. Solarkollektoren sowie Wärmepumpen überzeugen hingegen durch ihre umweltschonende und energieeffiziente Arbeitsweise. Sie sind zwar deutlich teurer in der Anschaffung, werden dafür aber auch mit zahlreichen Förderprogrammen unterstützt. Holzheizungen reihen sich hier ein und können gut mit Solar- und Wärmepumpentechnik kombiniert werden.

Blockheizkraftwerk und Brennstoffzelle als wärme- und stromerzeugende Systeme bergen ein Heilsversprechen für die umweltverträgliche Energieerzeugung, das bisher noch nicht in großem Stil eingesetzt werden kann. Das liegt einerseits an den hohen Anschaffungskosten und setzt andererseits einen hohen Energiebedarf voraus, damit sich der Kauf rechnet. Bisher ist der Einsatz beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern noch überschaubar.

Wärmstens empfohlen: System und Hersteller gut beraten und gründlich informiert auswählen

Sie haben sich entschieden, welche Heizung Sie im Winter warm halten soll? Nun steht das nächste Dilemma an: Soll es eine Heizung von Junkers, Viessmann, Wolf oder Vaillant sein? Onlinerecherchen fördern neben Lob auch jede Menge Kritik für all diese Hersteller zutage. Bei allen handelt es sich ausnahmslos um sehr große Unternehmen, die ihre Produkte international erfolgreich vertreiben. Bei Stiftung Warentest schneidet mal die eine Gastherme mal der andere Öl-Brennwertkessel besser ab. Auf welcher Basis nun also auswählen?

Nehmen Sie sich Zeit für eine ausführliche Beratung, denn Ihre Heizung soll Sie schließlich den Großteil Ihres häuslichen Lebens begleiten. Achten Sie darauf, dass Sie einen Ansprechpartner vor Ort haben, den Sie bei Problemen kontaktieren können. Außerdem ist eine Absprache mit Ihrer Baufirma, sollte diese die Installation verantworten, unbedingt notwendig. Profitieren Sie von Erfahrungsberichten, aber vertrauen Sie trotzdem auf Ihre eigenen Recherchen. Seien Sie auch kreativ, was die Kombination verschiedener Systeme anbelangt. Bei dem zufriedenen Blick auf Ihre jährliche Energierechnung wird sich der Aufwand gelohnt haben.

Autorin Sarah Völkl

Sarah Völkl hat Architektur studiert und ist seit Jahren das Gesicht von a better place. Mit ihren Videos ist sie bei YouTube vielen Personen schon länger bekannt. Sarah teilt Ihr Wissen jetzt auch bei den Bautipps von Almondia.

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