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Baukosten sparen mit der geeigneten Ausbaustufe

Welche Ausbaustufe passt zu mir?

Bei den Ausbaustufen für Fertighäuser gibt es drei Grundtypen, die Sie in vielen Hersteller-Katalogen wiederfinden: „schlüsselfertig”, „technikfertig” und „ausbaufertig”. Die Bedeutung dieser Bezeichnungen ist aber nicht eindeutig festgelegt, jeder Hersteller kann sie anders auslegen. Fragen Sie deshalb immer ganz genau nach, welche konkreten Leistungen im Preis für die gewählte Ausbaustufe enthalten sind. Weder „schlüsselfertig”, noch „ausbaufertig” sind rechtlich geschützte Begriffe. Die gängige Definition verschiedener Ausbaustufen für Fertighäuser ist daher nur eine Orientierung. Den genauen Umfang der Leistung legen Bauherr und Bauunternehmer individuell in Verhandlungen fest. Welche Leistungen sich hinter den Begriffen üblicherweise verbergen, haben wir für Sie im Artikel Schlüsselfertig, technikfertig oder ausbaufertig – was heißt das? zusammengestellt.

Schlüsselfertig oder doch lieber Ausbauhaus? Geld sparen beim Hausbau kann man mit Eigenleistungen.
Baukosten sparen mit der Wahl der richtigen Ausbaustufe.

Für die Wahl, welche Ausbaustufe für Sie als Bauherren die richtige ist und wie sie sich auf die Baukosten auswirken, haben wir vier Faktoren ausgemacht:

  1. Baukosten je Ausbaustufe nach Gewerken
  2. Arbeits- und Zeitaufwand für Eigenleistungen
  3. die Betreuung und Sicherheit bei Ihrem Bauprojekt sowie
  4. die Individualisierungsmöglichkeiten Ihres Eigenheim

Am beliebtesten waren in der Vergangenheit schlüsselfertige Häuser, die 72% aller gebauten Fertighäuser stellten. Für ein technikfertiges Modell entschieden sich 19% aller Fertighaus-Bauherren, für die niedrigste Ausbaustufe “ausbaufertig” nur rund 9%.

Das Wichtigste in Kürze:

Komplettpaket oder Spielraum für leidenschaftliche Heimwerker? Der Umfang der Leistungen von Bauunternehmen ist frei wähl- und verhandelbar.

Eine genaue Kenntnis des Leistungsumfangs bedeutet Planungssicherheit und Vermeidung von Rechtsstreiten.

Es gilt die Faustregel: Je mehr Eigenleistungen Sie selbst übernehmen, desto günstiger, aber auch zeit- und arbeitsaufwendiger wird Ihr Bauvorhaben.

Baukosten je Ausbaustufe nach Gewerken

Bei schlüsselfertigen Häusern liegen die Kosten am höchsten: Sehr einfache Versionen bekommen Sie ab 100.000 €. In der Regel sollten Sie aber das zwei- bis dreifache einplanen.
Der Grund für die erhöhten Gesamtkosten liegt darin, dass sich beim Innenausbau das Verhältnis von Materialkosten und Arbeitskosten verschiebt. Die Kostensteigerung, die damit einhergeht, ist enorm. Um wie viel Prozent Ihre Kosten zusätzlich zu den Materialkosten steigen können, haben wir hier für Sie nach den einzelnen Dienstleistungen aufgeschlüsselt:

Je höher die Arbeitskosten im Verhältnis zu den Materialkosten, desto größer ist das Einsparpotenzial bei den Hausbaukosten.
Wieviel Geld sich bei der Ausbaustufe sparen lässt, hängt davon ab, wie hoch die Arbeitskosten für die einzelnen Leistungen sind.

Der Innenausbau wird Sie, wenn Sie sich für ein schlüsselfertiges Haus entscheiden, also mehr als doppelt so viel kosten, als wenn sie den Innenausbau in Eigenregie durchgeführt hätten. Jedoch bringt das schlüsselfertige Haus auf der Kostenseite auch einen positiven Aspekt mit sich: Die Kosten sind zwar im Normalfall höher, aber im Vorhinein auch mit größerer Sicherheit kalkulierbar.
Das technikfertige Haus ist in der Regel insgesamt preisgünstiger – allerdings nur bei guter Planung. Zwar spart man sich einen Teil der oft erheblichen Arbeitskosten beim Innenausbau, aber: Es kann immer etwas schief gehen. Wenn die individuellen Arbeiten nicht gut koordiniert und sicher und kompetent durchgeführt werden, können individuelle Fehler das technikfertige Haus letztlich teurer machen als sein schlüsselfertiges Äquivalent.
Das ausbaufertige Haus ist am preisgünstigsten, denn die Arbeitskosten beim Innenausbau sparen Sie sich hier komplett. Ausbaufertige Häuser sind ab ca. 75.000€ zu haben (Bausatzhäuser sogar ab 50.000€). Was für die technikfertigen Häuser gilt, fällt allerdings für die ausbaufertigen Häuser noch viel mehr ins Gewicht: Die Gesamtkosten des Bauprojekts sind im Vorhinein kaum planbar und können durch individuelle Fehler in unerwartete Höhen steigen.

Arbeits- und Zeitaufwand für Eigenleistungen

Planen Sie gründlich, wie viel Zeit Sie selbst investieren können und bedenken Sie dabei, dass Sie – anders als ein Fachmann – Arbeiten weniger routiniert und langsamer ausführen. Zudem müssen Sie sich oft zuvor Wissen aneignen, auch das kostet Zeit.
Das Haus schlüsselfertig vom Hersteller gestellt zu bekommen, bedeutet eine deutlich geringere Zeit- und Arbeitsbelastung. Darüber hinaus ist die Gesamtdauer des Bauprojekts sehr gut planbar.
Der Arbeits- und Zeitaufwand fällt beim technikfertigen Haus höher aus. Aber begeisterte und begabte Heimwerker, die genügend Zeit aufbringen können, verrichten dieses Mehr an Arbeit an Ihrem eigenen Haus oft mit viel Freude. Aufpassen sollten Sie jedoch bei der Zeitplanung: Da einige Bereiche in Ihrer eigenen Verantwortung liegen, kann sich das Bauprojekt schon einmal unerwartet in die Länge ziehen.
Beim Ausbauhaus ist die Arbeits- und Zeitbelastung enorm. Dadurch, dass Sie den kompletten Innenausbau in Eigenregie durchführen, lastet eine enorme Verantwortung auf Ihren Schultern. Der Innenausbau umfasst ein breites Tätigkeitsspektrum: von relativ leichten Arbeiten wie tapezieren und fliesenlegen bis hin zu anspruchsvollen (und gefährlichen!) wie die Elektro- und Sanitärinstallationen. Hobby-Heimwerker zu sein, reicht hier folglich nicht. Eine fundierte handwerkliche Erfahrung ist Voraussetzung. Die notwendige Zeitspanne für das Bauprojekt ist hier in noch geringerem Maße planbar als beim technikfertigen Haus.
Planen Sie daher unbedingt Pufferzeiten für Ihr Projekt ein, für den Fall, dass mal etwas schief geht. Denn die höhere finanzielle Belastung, wenn Sie länger Miete zahlen müssen, kann schnell die Ersparnisse durch die Eigenleistung auffressen.

Betreuung und Sicherheit

Wenn Sie sich für ein schlüsselfertiges Haus entscheiden, haben Sie in der Regel einen einzelnen Ansprechpartner für das gesamte Bauvorhaben. Das ist deshalb von Vorteil, weil so alle Verantwortlichkeiten im Falle von Fehlern eindeutig geklärt sind.
Beim technikfertigen Haus haben Sie zwar einen zentralen Ansprechpartner für den Rohbau und einen Teil des Innenausbaus, jedoch sind aufgrund der Aufgabenteilung beim Innenausbau Verantwortlichkeiten für Fehler oft nicht eindeutig klärbar. Dies führt zu einem erhöhten Konfliktpotential mit dem Bauunternehmer.
Wenn Sie sich für ein Ausbauhaus entscheiden, dann haben Sie keinen zentralen Ansprechpartner für den Innenausbau. Der Innenausbau von Elektronik und Sanitäranlagen ist jedoch mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden. Einen Wasserschaden oder sogar Brand möchte kein Bauherr auf seiner Baustelle sehen. Es gilt hier also ganz besonders gut aufzupassen und im Zweifelsfalle solche Arbeiten nur von Fachleuten durchführen zu lassen.
Bedenken Sie bei Eigenleistungen unbedingt Haftungs- und Versicherungsrisiken, vor allem auch für Ihre Bauhelfer. Als Eigenbauunternehmer unterliegen Sie den gleichen Verpflichtungen wie ein gewerblicher Unternehmer.

Individualisierungsmöglichkeiten

Bei schlüsselfertigen Häusern hat sich aufgrund der hohen Nachfrage ein relativ vielfältiges Angebot entwickelt. Viele der Fertigpakete können individuell auf Ihre Wünsche zugeschnitten werden. Allerdings ist das auch oft mit großen Zusatzkosten verbunden. Technik- und ausbaufertige Häuser lassen sich naturgemäß durch Eigenarbeit sehr gut individualisieren. Das bedeutet zwar mehr Arbeit, stiftet aber auch in erheblichem Maße Identifikation mit dem Eigenheim.

Ausbaustufen Auwirkungen (Fertigstellungsgrad, Eigenleistung und Planungssicherheit)
So wirken sich die verschiedenen Ausbaustufen für Fertighäuser auf Ihr Bauprojekt aus.

Das Fazit

Die Bedeutung der Ausbaustufe lässt sich auf die folgende Formel herunterbrechen: Je mehr Eigenleistungen Sie selbst übernehmen, desto günstiger wird Ihr Bauvorhaben. Aber auch zeit- und arbeitsaufwendiger und risikoreicher.

Aber welche Ausbaustufe ist nun für Sie die Richtige? Das kommt ganz auf Sie und Ihre Wünsche an!

  • Wenn Sie handwerklicher Laie, eher sicherheitsorientiert und zudem zahlungskräftig sind, dann ist für Sie wahrscheinlich ein schlüsselfertiges Haus die beste Wahl.
  • Sind Sie zwar kein professioneller Handwerker, aber begeisterter Heimwerker und suchen eine gesunde Balance zwischen (Planungs-)Sicherheit und Individualisierung? Dann sind Sie vielleicht mit einem technikfertigen Haus am besten beraten.
  • Sie sind ausgebildeter Handwerker oder haben zumindest fundierte handwerkliche Erfahrung? Ihr Bedürfnis nach Individualität ist ausgeprägter als das nach Sicherheit? Zudem würden Sie sich als Sparfuchs bezeichnen? Dann ziehen Sie ruhig in Erwägung, sich an ein Ausbauhaus heranzuwagen.

Autorin Sarah Völkl

Sarah Völkl hat Architektur studiert und ist seit Jahren das Gesicht von a better place. Mit ihren Videos ist sie bei YouTube vielen Personen schon länger bekannt. Sarah teilt Ihr Wissen jetzt auch bei den Bautipps von Almondia.

5 Kommentare zu “Baukosten sparen mit der geeigneten Ausbaustufe

  1. Mein Onkel plant den Hausbau und möchte gerne so viele Arbeiten wie möglich in Eigenleistung vornehmen. Danke für den Tipp, dass sich um die Elektrotechnik im Gebäude ein Fachmann kümmern sollte. Gut zu wissen, dass für Hobby-Heimwerker die Elektroinstallation sehr anspruchsvoll sein kann.

  2. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag zu den Ausbaustufen beim Bau von Fertighäusern. Die Beauftragung eines Bauunternehmens für schlüsselfertige Häuser scheint den Hauptteil auszumachen. Äußerst interessant finde ich auch Ihre Grafik zum Verhältnis von Material- zu Arbeitskosten für die verschiedenen Themenfelder. Dies offenbart eventuelle Optimierungsansätze, vielen Dank!

    http://www.krueger-bau.com/visselhoevede

  3. Wir wollen ein Haus kaufen und dieses noch etwas ausbauen und renoviert werden muss es auch. Es ist nicht so einfach das passende Haus mit dem passenden Preis zu finden. Auch wir hatten uns überlegt ein schlüsselfertiges Haus zu bauen aber die Kosten waren uns im Verhältnis dann doch etwas zu hoch.

  4. Interessant, dass man insbesondere bei den Malerarbeiten Geld sparen kann, da die Personalkosten hier intensiv sind. Wir lassen uns in Oberösterreich ein Massivhaus erreichten und werden die Malerarbeiten selbst übernehmen. Alles andere ist für uns nicht machbar.

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