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Ökologische Zertifizierungen und Prüfsiegel

Viele Bauherren wünschen sich, sowohl nachhaltig und schadstoffarm zu bauen als auch langfristig Kosten zu sparen. Jedoch ist meist nicht so leicht zu erkennen, mit welchen Produkten und Werkstoffen sich dieser Wunsch erfüllen lässt. Unabhängige Zertifikate und Umweltzeichen sollen helfen. Stefan Schindele, Experte für Baubiologie bei Baufritz, gibt in diesem Artikel einen Überblick über die wichtigsten Prüfsiegel und Zertifizierungen.

Das Wichtigste in Kürze
Verschiedene Produktlabel zertifizieren verschiedene Eigenschaften der Baustoffe.

Geprüft werden toxikologische Eigenschaften, Nachhaltigkeit sowie Umweltverträglichkeit.

Ganz besonders zu empfehlen ist der Blick auf die Prüfsiegel, wenn es sich um Produkte mit direktem Raumluftzugang handelt.

Natureplus

Das natureplus-Prüfsiegel will Ihnen das nachhaltige Bauen erleichtern und konzentriert sich hierbei vor allem auf die ökologische Bilanz einzelner Baustoffe, die sehr umfangreichen Anforderungen gerecht werden müssen.
Bedenkt man, dass rund 40% des weltweiten Ressourcen- und rund 30% des weltweiten Energieverbrauches auf die Bereiche Bauen und Wohnen zurückzuführen sind, erscheint das Ziel von natureplus umso wichtiger. Natureplus zertifiziert emissionsgeprüfte Baustoffe, die vorrangig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Alle Produkte, die dieses Gütesiegel tragen, wurden strengstens auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Wohngesundheit geprüft.

Als Verbraucher können Sie so sicherstellen, dass die ausgewählten Produkte funktional sowie gesundheits- und umweltverträglich sind. Doch auch für Hersteller lohnt sich die Teilnahme am natureplus-System: Das Label unterstützt wirksam Marketing und Öffentlichkeitsarbeit und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit von nachhaltigen Produktlinien. Hersteller müssen sich allerdings aktiv um das Umweltzeichen bemühen.

Emissionen:

Emissionen, d.h. Ausgasungen, aus Baumaterialien können die Luft in den Innenräumen schwerwiegend verunreinigen und stellen somit ein relevantes Gesundheitsrisiko dar.

Das eco-INSTITUT(-Label)

Das eco-Institut-Label hilft bei der Auswahl von Bauprodukten. Das eco-INSTITUT ist eine Prüfstelle für Emissionsmessungen im Rahmen der Bauproduktverordnung. Hier messen Experten die Emissionswerte von fast allen Materialien rund um den Bau wie Bodenbeläge, Textilien und Einrichtungsgegenstände, aber auch Freizeit- und Sportartikel. Dabei orientiert sich das eco-Institut an den aktuell gesetzlich vorgeschriebenen und freiwilligen Standards auf nationaler und internationaler Ebene. Das Institut vergibt auch ein eigenes Prüfsiegel: das eco-INSITUT-Label. Mit Hilfe transparenter Prüfkriterien werden Produkte auf Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit getestet. Somit können Sie sicher sein, dass nur Produkte, die toxikologisch unbedenklich und weitgehend umweltverträglich sind, dieses Label erhalten.

IBR Prüfsiegel

Das Institut für Baubiologie Rosenheim GmbH (kurz IBR) prüft Bauprodukte wie z.B. Dämmstoffe, Tapeten, Böden und Farben. Stellen die Produkte baubiologisch unbedenkliches Wohnen und zugleich den Schutz der Umwelt sicher, kann ihnen das IBR Prüfsiegel “geprüft und empfohlen vom IBR” zugesprochen werden. Besonderen Wert legt das Institut auf die Verwendung naturwissenschaftlicher Analysemethoden, die sowohl dem aktuellen Stand der Labortechnik entsprechen als auch für den Endverbraucher nachvollziehbar sind. Mittlerweile tragen bereits mehr als 300 Bauprodukte aus dem In- und Ausland das IBR-Prüfsiegel.

Wohnmedizinisch empfohlen

Wohngesundheit Beispiele sind der Nachweis über das Fehlen gesundheitsschädlicher Emissionen bei der Wohnnutzung von Baustoffen, eine besonders günstige Beeinflussung von Raumklima und Behaglichkeit u.a. durch geprüfte Baustoffe und Belüftungsmöglichkeiten, die über gesetzlich geltende Mindestvorgaben hinausgehen, prozentuale Unterschreitung gesetzlich zulässiger Grenz- bzw. Richtwerte z.B. Schallemission sowie über die Norm hinausgehende, wohnmedizinische Gebrauchseigenschaften z.B. eine barrierearme Gestaltung.

Hersteller wohnmedizinisch relevanter Produkte können bei der Gesellschaft für Wohnmedizin, Bauhygiene und Innenraumtoxikologie e.V. einen Antrag auf das Zertifikat „wohnmedizinisch empfohlen“ stellen. Das Zertifikat kann für unterschiedliche Produkte bzw. Produktgruppen vergeben werden, unter anderem für Baustoffe, Möbel und Raumausstattungen sowie Haushaltsgeräte. Bereits bei Vorlage des Antrags soll der Hersteller einen Vorschlag für die Kriterien seines Produkts vorlegen, deren Wohngesundheit das Prüfsiegel bestätigen soll. Dies können alle objektiv bewertbaren Kriterien in technischer oder (wohn-)physiologischer Hinsicht sein, die Auswirkungen auf Aspekte der Wohngesundheit haben (siehe Infobox). Gemeinsam mit dem Prüfungsausschuss werden die vorgeschlagenen Kriterien diskutiert und anschließend eine Auswahl sowie eine Kostenvereinbarung der Zertifizierung getroffen. Solange das geprüfte Produkt in seinen technischen Eigenschaften unverändert am Markt angeboten wird, maximal jedoch für einen Zeitraum von drei Jahren, bleibt das Zertifikat „wohnmedizinisch empfohlen“ gültig.


EMICODE

Die GEV, die „Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V.“, gründete sich mit dem Ziel Verbrauchern, Handwerkern, Planern, Architekten und Händlern eine Orientierung über die im Markt erhältlichen emissionsarmen Systeme und Technologien zu geben. Die GEV ist die Lizenzierungs- und Kontrollinstanz für EMICODE, ein geschütztes, wettbewerbsneutrales Klassifizierungssystem für Verlegewerkstoffe. Das Gütesiegel GEV-EMICODE wird in drei Stufen eingeteilt: EMICODE EC1 PLUS, EMICODE EC1 und EMICODE EC2. Wenn Sie sich bei Produkten an der Stufe EMICODE EC1 PLUS orientieren, sind Sie gut beraten.

Expertentipps

Grundsätzlich empfehle ich, vor allem bei großflächig eingesetzten Materialien mit direktem Raumluftzugang auf Prüfsiegel und Zertifikate mit Emissionsnachweis zu achten, da die Qualität dieser Produkte für das gesunde Wohnen eine große Rolle spielt. Eine genauere Prüfung der Materialien lohnt sich also insbesondere bei Innenwandfarben, Bodenbelägen und -klebern, Putzen, Lacken, Dichtungs- und Spachtelmassen sowie Grundierungen.

Trotz aller Bemühungen mahne ich auch zur Vorsicht, denn nicht überall, wo „gesundes Wohnen“ geschrieben steht, ist auch tatsächlich ein Plus für die Wohngesundheit drin.

„Dem Verbraucher kann ich deshalb nur raten, kritisch die Kompetenz der Anbieter zu prüfen. Eine gute Hilfestellung hierbei können die oben genannten Produktlabel bieten.“

Stefan Schindele, Experte für Baubiologie bei Baufritz

Da das Thema gesundes Bauen heute sehr im Trend liegt, werben mittlerweile viele Hausanbieter damit. Die Qualität der verarbeiteten Materialien lässt aber trotzdem leider manchmal zu wünschen übrig.

Am wichtigsten ist, die Ganzheitlichkeit im Blick zu behalten und für sämtliche Einflüsse schädlicher Art eine Lösung zu bieten. Dem Verbraucher kann ich deshalb nur raten, kritisch die Kompetenz der Anbieter zu prüfen. Eine gute Hilfestellung hierbei können die oben genannten Produktlabel bieten. Bei ihnen steht in aller Regel die Innenraumhygiene im Vordergrund.

Machen Sie es sich selbst also bei der Produktauswahl leichter und tun Sie Ihrer Gesundheit etwas Gutes, indem Sie bei dem Bau Ihres Traumhauses auf die oben genannten Prüfsiegel achten!

Autorin Sarah Völkl

Sarah Völkl hat Architektur studiert und ist seit Jahren das Gesicht von a better place. Mit ihren Videos ist sie bei YouTube vielen Personen schon länger bekannt. Sarah teilt Ihr Wissen jetzt auch bei den Bautipps von Almondia.

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