Was muss das Haus der Zukunft können? Es muss umweltfreundlich sein und sich den individuellen Bedürfnissen der Bewohner anpassen. Die Bauzeit sollte kurz und die Kosten möglichst gering sein. Ein Haus also, das auf ganzer Linie nachhaltig ist. Geht das überhaupt? Ja! Stephanie Wilke, Geschäftsführerin AH Aktiv-Haus GmbH hat uns im Almondia-Experteninterview erklärt, wie.
Aktivhaus: Wie alles begann…
Katalysator für die Unternehmensgründung war das Forschungsprojekt „B10“ im Bruckmannweg 10 inmitten der berühmten Stuttgarter Weißenhofsiedlung. Werner Sobek, einer der beiden Gründer der AH Aktiv-Haus GmbH, konzipierte ein aktivhaus für die seit dem Krieg brachliegende Fläche. 2014 wurde das Gebäude realisiert. Das aktivhaus erzeugt dank des ausgeklügelten Energiekonzepts und einer selbstlernenden Gebäudesteuerung das Doppelte seines Energiebedarfs – und zwar aus nachhaltigen Quellen.
Weißenhofsiedlung
Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung wurde im Jahr 1927 vom Deutschen Werkbund unter der Leitung von Mies van der Rohe als revolutionäres Projekt im Bauwesen errichtet. Die Siedlung vereint verschiedene Entwürfe berühmter Architekten, teilweise unter Verwendung experimenteller Materialien, die die mögliche Zukunft des Bauens und Wohnens abbilden.
Nach drei Jahren wird das Gebäude vollständig zurückgebaut und kann entweder woanders wieder aufgebaut oder zu 100% recycelt werden. Dieses innovative Projekt blieb nicht unbemerkt: Der Architekt erhielt zahlreiche Kaufanfragen. Dies war die Geburtsstunde der Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft AH Aktiv-Haus GmbH. Die Gesellschaft baut selbst keine Häuser, sondern kooperiert mit verschiedenen Herstellern, die die Fertighausteile unter strengen Qualitätsvorgaben produzieren. Die AH Aktiv-Haus GmbH tritt also lediglich als Lizenzgeber auf und stellt konkrete Pläne sowie detaillierte Aufbauanleitungen zur Verfügung. Die Qualitätskontrolle erfolgt im jeweiligen Werk, der Kunde bekommt sein Haus zum vereinbarten Zeitpunkt von der Produktionsfirma geliefert und fertig zusammengebaut.
Fertighaus 2.0
Wodurch unterscheidet sich das aktivhaus von anderen Fertighäusern? Anders als üblich basiert das Konzept des Aktivhaus-Systembaus nicht auf einheitlichen, in ihrer Größe normierten Bauteilen, sondern auf einem einheitlichen Fügeprinzip. So soll alles auf die gleich Weise zusammengefügt und auch wieder auseinandergenommen werden können. Flexibilität, Nachnutzbarkeit und Wiederverwendbarkeit sind daher wesentliche Vorteile des aktivhaus-Systembaus. Um preiswert produzieren und anbieten zu können, gibt es natürlich standardisierte Bauteile im Wand- und Bodenbereich, die beispielsweise durch unterschiedliche Formen der Fassadengestaltung individualisiert werden können. Es muss also nicht für jedes Haus die komplette Konstruktion überarbeitet werden – die Varianz ergibt sich durch die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten.
Der Triple Zero® Standard: 3 x 0
Eine weitere Besonderheit des aktivhaus-Konzepts ist der Triple Zero® Standard, der die Anforderungen an ein rundum nachhaltiges Gebäude definiert. Der Name hält, was er verspricht, nämlich drei Mal nichts – kein Energieverbrauch aus externen Quellen, kein CO2-Ausstoß, kein Abfall.
Der Bau von aktivhaus-Fertighäusern mit Triple Zero® Standard verspricht demnach große Einsparmöglichkeiten. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und das Zusammenfügen der einzelnen Bestandteile auf eine Weise, die eine spätere einfache Trennung der Einzelbestandteile erlaubt, sind zwei grundlegende Prinzipien des nachhaltigen Bauens. Die verwendete Holzfaser-Dämmung lässt sich später einfach von der Fassade trennen und wiederverwenden – im Gegensatz zu Styropor-Dämmungen, die mit dem Außenputz verklebt sind.
Die verbrauchte Energie für den Betrieb der aktivhaus-Fertighäuser wird ausschließlich aus der Sonne erzeugt. Mithilfe einer Speicherbatterie ist es möglich, ein bis zwei Tage vollkommen autark zu leben oder beispielsweise ein Elektrofahrzeug mit selbst produziertem Strom zu versorgen.
Individualität in Serie
Interessiert sich ein Kunde für den Kauf eines aktivhaus-Fertighauses, steht er zuerst vor der Entscheidung, welche Serie er bevorzugt und kann dann zwischen verschiedenen Modultypen innerhalb der gewünschten Serie wählen.
Serie 700
Das Preiseinstiegsmodell richtet sich an Kommunen, Gemeinden und Wohnungsbaugesellschaften, die schnell bezahlbaren Wohnraum (z.B. für Geflüchtete oder Studenten) schaffen wollen. Die Modelle der Serie 700 verfügen meist über eine einfachere Ausstattung und müssen nicht zwingend die Anforderungen des Triple Zero® Standards erfüllen. Zur Auswahl stehen das Modell 701 mit einer Fläche von 45m2 und das etwas größere Modell 702 mit 60m2. Die Nettobaukosten – exkl. Sonderkosten für Treppengeländer im Obergeschoss und Ähnliches – belaufen sich auf 1.396€ pro qm.
Serie 800
Architektur, Materialien, Technik und Ausstattung der aktivhaus-Fertighäuser aus der Serie 800 sind hochwertiger. Bereits in der Basisversion ist eine Photovoltaikanlage mitinbegriffen. Sowohl die Außenfassade als auch die inneren Wände sind in verschiedener Oberflächenausführung erhältlich – von Holz bis Textil sind beinahe alle nachhaltigen Materialien möglich. Preislich belaufen sich die Modelle der Serie 800 auf 3.000 bis 4.000€ pro qm, je nach gewünschter Ausstattung.
Ein ökologisch und sozial nachhaltiges Vorzeigeprojekt
Das erste aktivhaus-Fertighaus wird ab September in Winnenden, in der Nähe von Stuttgart entstehen. Es ist nur eines einer ganzen Siedlung mit insgesamt 38 Holzhäusern, die als temporärer Wohnraum für Geflüchtete konzipiert sind. Im Oktober sollen hier 200 Flüchtlinge einziehen – zunächst für eine Dauer von drei Jahren. Im zweiten Nutzungsabschnitt sollen die Häuser Familien mit geringem Einkommen zur Verfügung stehen. Aufgrund des besonderen Fügeprinzips können die Module problemlos zu neuen Wohneinheiten zusammengestellt werden. Zwei kleine 45m2-Module können so zu einer 90m2 großen Wohnung für eine kleine Familie kombiniert werden. Auch die Nachrüstung mit einer Photovoltaikanlage ist geplant. Dafür wurden bereits die entsprechenden Installationsvoraussetzungen geschaffen, sodass im Endeffekt nur mehr die Leitung durch den Schacht gezogen werden muss.
Hallo, Ich und meine Freunde haben dieses Jahr einen Projektprüfung in unserer Schule. Unser Thema ist Wie man eine Stadt Klimaneutral machen kann. Ein wichtiger Aspekt dabei ist das klimaneutrale Bauen. Wir wollen zu unserem Vortrag ein Aktivhaus bauen als Modell. Könnten Sie uns ein paar Tipps geben wie man ein Aktivhaus als Modell dastellen kann ?