Das Telefon klingelt und am anderen Ende meldet sich heute schon zum dritten Mal ein Finanzberater, der wissen möchte, ob Ihre Entscheidung auf eines seiner Finanzierungsangebote gefallen ist. Nachdem Sie mit verschiedenen Banken und Beratern gesprochen und diese für Sie auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Angebote erstellt haben, wird es nun ernst: Die Angebote liegen auf dem Tisch und Sie müssen wählen. Doch die Entscheidung ist alles andere als einfach: Jedes Angebot sieht auf den ersten Blick so aus wie das nächste.
Finanzierungsangebote vergleichen
Für Laien ist oftmals nur schwer zu erkennen, welcher Finanzierungsplan sich am besten für das eigene Vorhaben eignet. Auch wenn niemand Ihnen die endgültige Entscheidung für ein Angebot abnehmen kann – dieser Artikel zeigt Ihnen mit den folgenden drei Schritten, anhand welcher Kriterien Sie diese treffen sollten.
Bausparvertrag oder Baukredit
Zu unterscheiden sind Baufinanzierungen durch einen Bausparvertrag mit Bauspardarlehen auf der einen Seite und einem Baukredit auf der anderen Seite. Bei einem Bausparvertrag zahlen die zukünftigen Bauherren zunächst während einer mehrjährigen Ansparphase Geld an eine Bausparkasse, die ihnen dafür Zinsen gutschreibt. Außerdem haben die Bauherren Anspruch auf einen anschließenden zinsgünstigen und in der Höhe der Zinsen festgelegten Kredit. Um die Ansparphase abzuschließen, müssen Bauherren ca. 40-50% der vereinbarten Bausparsumme angespart haben. Wenn es dann an den Hausbau geht, wird ihnen die gesamte Bausparsumme ausgezahlt und der Rest als Kredit abbezahlt.
Ein großer Nachteil des Bausparvertrags ist die schlechte Verzinsung während der Ansparphase. Dafür können sich Bauherren aber auch während der Kredittilgungsphase auf niedrige und feste zu zahlende Zinsen verlassen.
Die andere Alternative ist ein Baukredit, bei dem die monatliche Tilgungsrate umso niedriger ist, desto mehr Eigenkapital die Bauherren zur Verfügung haben. Auf jeden Fall sollte der Anteil an Eigenkapital für das geplante Bauprojekt aber nicht unter 20-30% liegen, da eine reibungslose Baufinanzierung ansonsten gefährdet ist. Wenn Ihnen die Konditionen eines Bausparvertrags als zu wenig gewinnbringend erscheinen, könnten Sie also zunächst das nötige Eigenkapital auf eigene Faust zusammensparen, um sich anschließend den passenden Kredit zu suchen.
Zinssatz, Tilgung, Zinsbindung und Kreditlaufzeit – wofür stehen die Begriffe?
Zinssatz, Tilgung, Zinsbindung und Kreditlaufzeit sind die vier wichtigsten Begriffe, um Finanzierungsangebote miteinander zu vergleichen. Die monatlich zu zahlende Rate für Ihren Baukredit setzt sich aus der Tilgungssumme, also der Rückzahlung des geliehenen Geldes, und zusätzlichen Zinsen zusammen. Dabei vereinbaren Bauherren mit ihrem Kreditinstitut eine Zinsbindung, also einen Zeitraum, in dem die vereinbarten monatlich zu zahlenden Zinsen nicht variieren können. Da die Kreditlaufzeit bei einem Baukredit meist länger dauert als die Zinsbindung, muss anschließend ein neuer Zinssatz für die nächste zinsgebundene Laufzeit vereinbart werden. Bei einer Baufinanzierung mit Bausparvertrag ist der Zinssatz über die gesamte Laufzeit der Finanzierung festgelegt, was Bauherren zusätzliche Sicherheit gibt.
Wenn Sie sich für eine lange Zinsbindung, also eine lange Laufzeit des festgeschriebenen Zinssatzes, entscheiden, können Sie Ihre finanzielle Situation für die kommenden Jahre genau planen und zudem in Zeiten von besonders niedrigen Zinsen lange von einem günstigen Festzins profitieren. Andererseits sparen Bauherren Zinsen, wenn sie ihren Kredit möglichst schnell abbezahlen können und deshalb von vornherein eine kurze Kreditlaufzeit wählen. Sollten jedoch unerwartete Kosten auftreten, könnte die sichere Baufinanzierung gefährdet werden und außerdem der neue Festzins bei einer Anschlussfinanzierung angehoben werden. Entscheiden Sie sich also nur dann für eine kurze Kreditlaufzeit, wenn Sie ein finanzielles Polster haben.
Gesamtbaukosten und Sonderzahlungen
Das endgültige Vergleichskriterium der Angebote sind die absoluten Gesamtkosten, die sich aus dem Zins und den anfallenden Gebühren, wie einmaligen Nebenkosten für die Finanzierung oder Bereitstellungszinsen, zusammensetzen. Jede Bank ist verpflichtet, diese in ihrem Angebot dementsprechend auszuweisen. Wichtig dabei ist, sich bei diesem Vergleich nicht auf den Effektivzins zu verlassen. Dieser beinhaltet zwar die Kosten, durch die unterschiedlichen Laufzeiten der Finanzierungen wird das Bild jedoch verzerrt. Die absoluten Gesamtkosten hingegen beziehen die Laufzeit mit ein. Die Gegenüberstellung der Gesamtkosten der einzelnen Finanzierungsangebote zeigt also, wie viel Sie tatsächlich bezahlen müssen. Doch auch bei dieser scheinbar objektiven Gegenüberstellung gilt es, den wesentlichen Aspekt der Laufzeit nicht aus den Augen zu verlieren. Die Gesamtkosten für eine 10-jährige Zinsbindung sind natürlich zunächst geringer als für eine Zinsbindung von 20 Jahren. Dafür haben Sie bei der zweiten Option aber auch eine längere Sicherheit und weniger Zinsrisiko.
Um die Gesamtkosten eines Kredits weiter zu reduzieren, sollten Bauherren vor Vertragsabschluss außerdem auf die Möglichkeit, Sonderzahlungen zu leisten, achten. Bei den meisten Baukrediten dürfen 5% der Darlehenssumme außerplanmäßig getilgt werden. Wenn Sie also einmal unvorhergesehen mehr Geld zur Verfügung haben oder besonders viel gespart haben, können Sie den Kredit bereits früher als vereinbart abbezahlen und so auch Zinsen sparen.
Die Entscheidung für ein Finanzierungsangebot
Um eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können, müssen Sie sich zuerst darüber im Klaren sein, was Ihnen bei der Finanzierung wichtig ist. Erst dann können Sie die dafür in Frage kommenden Angebote hinsichtlich der Kernpunkte prüfen und anhand der absoluten Gesamtkosten das beste Angebot auswählen. Wichtig ist: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für den Entscheidungsprozess, aber ziehen Sie ihn nicht unnötig in die Länge. Wenn Sie die drei Schritte beherzigen, steht der Entscheidung nichts mehr im Wege.