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Lebenszykluskosten eines Gebäudes

Häuslebauer stellen oftmals bereits nach wenigen Jahren fest, dass die Betriebs- und Instandhaltungskosten des geliebten Eigenheims die Ausgaben für Planung und Errichtung übersteigen. Ziel der Lebenszykluskostenrechnung ist es, den Verbrauch von Energie und Ressourcen in allen Phasen des Lebenszyklus zu minimieren sowie den Naturhaushalt möglichst wenig zu belasten. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie das geht.


Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lebenszykluskosten eines Gebäudes – von der Planung, über die Errichtung, den Betrieb und die Instandhaltung bis hin zum Abriss und Recycling – können mit der Methode des Life-Cycle-Costing erfasst werden.
  • Mit 70–85% machen die Nutzungskosten einen Großteil der Gesamtkosten eines Gebäudes aus und spielen deshalb eine zentrale Rolle bei der Lebenszykluskostenrechnung.
  • Individuelles Nutzerverhalten, unvorhersehbare Entwicklungen und kurzzeitige Markttrends stellen Herausforderungen bei der Berechnung der Betriebs- und Instandhaltungskosten dar.

Wie so oft im Leben steht man auch beim Hausbau häufig vor der Entscheidung zwischen zwei oder mehreren Herstellern, Unternehmen oder Produkten. Neben Qualitätsunterschieden, Service-Angeboten und persönlichem Bauchgefühl sind für viele Bauherren vor allem die Hausbau-Kosten ein entscheidendes Kriterium im Auswahlprozess. Welches Produkt denn nun auf lange Sicht gesehen günstiger ist, ist aber oft gar nicht so einfach zu sagen. Während beispielsweise eine Option mit geringen Anschaffungskosten punktet, jedoch hohe Betriebs- und Entsorgungskosten vermuten lässt, verspricht die andere Option niedrige Folgekosten, die allerdings von den hohen Anschaffungskosten überschattet werden. Dennoch lohnt sich in den meisten Fällen die Investition in die teurere Variante mit niedrigen Folgekosten, weil dadurch häufig ein Ausgleich – der sogenannte Trade-Off – entsteht. Dieser Trade-Off kann nur durch die lebenszyklusbezogene Betrachtung erkannt werden.

Ganzheitliche Betrachtungsweise der Lebenszykluskosten durch Life-Cycle-Costing

Bereits in den 1960er-Jahren wurde das Konzept der Lebenszykluskostenrechnung bzw. des Life-Cycle-Costing (LCC) für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit großer Investitionen im Bau- und Militärbereich angewendet. Die Kostenmanagement-Methode betrachtet den gesamten Produktlebenszyklus – von der ersten Idee bis zur Entsorgung. Bezogen auf den Lebenszyklus eines Gebäudes werden also alle Kosten, die zwischen Planung und Abbruch entstehen (z. B. Errichtungs-, Nutzungs-, Wartungs-, Reparatur- oder Sanierungskosten sowie Entsorgungs- oder Recyclingkosten), berücksichtigt. Die LCC Betrachtungsweise bringt nicht nur Vorteile für Anbieter sondern auch die Kunden profitieren davon: Geringere Kosten für Entwicklung, Design, Produktion und Logistik sowie für Beschaffung, Betrieb, Instandhaltung und Recycling sorgen auf beiden Seiten für eine Entlastung des Geldbeutels. Hersteller sollten also nicht nur auf die eigenen Kosten sondern auch auf jene der Kunden achten. Garantien oder Rücknahme- bzw. Recyclingmöglichkeiten reduzieren beispielsweise die anfallenden Reparatur- bzw. Entsorgungskosten.

Planungs- und Errichtungskosten sind oft nur die Spitze des Eisbergs

Die Planung, Realisierung, Nutzung und Demontage von Gebäuden verursachen Kosten, Energie- und Materialströme – mit entsprechenden Folgen für die Umwelt. Aufgrund der langen Nutzungsdauer eines Gebäudes machen allerdings die Nutzungskosten mit etwa 70–85% den größten Teil der Gesamtkosten aus. Doch wie und wann kann Einfluss auf die Betriebs- und die Lebenszykluskosten im Allgemeinen genommen werden? Die Chancen dafür stehen am besten zu Beginn der Planung. Gerade in diesem frühen Stadium werden wichtige Kosten- und Qualitätsentscheidungen getroffen, die sich auf den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes auswirken. Ob die Wahl des Standortes, die Kubatur des Gebäudes, die Konfiguration der Grundrisse oder die Reinigungsfreundlichkeit und Lebensdauer des Fußbodens – jede Entscheidung zieht Kosten nach sich, die es im Vorfeld zu beachten gilt. Mit der Methode der rechnergestützten Lebenszyklus-Kostenplanung können verschiedene Varianten verglichen und alle während der Erstellung, Nutzung und dem Abriss anfallenden Ausgaben optimiert werden. Das Ergebnis dieser Analysemethode ist ein auf die Nutz- oder Bruttogrundrissfläche umgerechneter und damit vergleichbarer Geldbetrag.

Lebenszykluskosten

Die Investition in energieeffiziente Haustechnik lohnt sich

Bei der Frage „Was kostet ein Haus?“ spielen jedoch nicht nur die Planung und Errichtung, sondern insbesondere auch die Ausstattung eines Hauses eine tragende Rolle. Automatische Toröffner, selbstregulierende Raumwärmesysteme, moderne Alarmanlagen, via App gesteuertes Vorheizen der hauseigenen Sauna – die Technisierung von Gebäuden nimmt kontinuierlich zu. Die Gründe dafür liegen sowohl in steigenden Ansprüchen an Ver- und Entsorgung sowie Schutz und Sicherheit als auch an Komfort und Behaglichkeit. In Kombination mit steigenden Energiepreisen verursacht dies hohe Nutzungskosten. Da die Betriebskosten bei der Auswahl haustechnischer Systeme eine immer größere Rolle spielen, bieten einige Hersteller von Pumpen-, Lüftungs- und Klimatechnik, Aufzugs- und anderer Haustechnik deshalb schon seit geraumer Zeit Berechnungswerkzeuge an, mit denen man die mittel- und langfristigen Vorteile energieeffizienter Geräte und Systeme anhand von Lebenszykluskosten-Berechnungen darstellen kann. Diese Tools leisten zwar gute Dienste bei Vergleichsbetrachtungen von Produkt-, Anlagen- oder Gebäudevarianten, allerdings sollte man den Eingabeaufwand, insbesondere bei der Vergleichsbetrachtung von Gebäuden, nicht unterschätzen.

Die Grenzen des Life-Cycle-Costing

Aufgrund der steigenden Energiekosten und des wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstseins in unserer Gesellschaft rückt das LCC-Betrachtungsmodell in der Baubranche immer mehr in den Fokus. Es bietet hohe Einsparpotenziale hinsichtlich Kosten und Ressourcen und ist mittlerweile auch ein wichtiger Bestandteil von vielen Nachhaltigkeitszertifizierungen. Somit entlastet es nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Während die Planungs-, Anschaffungs- und Recyclingkosten meist relativ exakt prognostizierbar sind, sind die Betriebs- und Instandhaltungskosten nur schwer vorauszusehen. Arbeitszeiten, Nutzerzahlen, Reinigungszyklen, Lüftungs- und Heizverhalten – all diese Einflussgrößen lassen sich nur ungefähr abschätzen und sind vom individuellen Nutzerverhalten abhängig. Als Faustregel gilt jedoch: Eine Geldeinheit Kostenerhöhung in der Produktplanung, Produktentwicklung und Konstruktion spart acht bis zehn Geldeinheiten an Produktions- und Vertriebskosten. Zukünftige Preis- und Zinsentwicklungen sowie Markttrends stellen weitere unsichere Parameter bei der Nutzungskosten-Abschätzung dar. Auch im Hinblick auf die „weichen“ Bewertungskriterien, wie Komfort und Behaglichkeit, stoßen LCC-Programme bislang an ihre Grenzen.

Autorin Sarah Völkl

Sarah Völkl hat Architektur studiert und ist seit Jahren das Gesicht von a better place. Mit ihren Videos ist sie bei YouTube vielen Personen schon länger bekannt. Sarah teilt Ihr Wissen jetzt auch bei den Bautipps von Almondia.

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