In Deutschland gibt es 11,4 Millionen Hektar Wald. Das entspricht etwa einem Drittel der Gesamtfläche des Landes. Wälder gelten als Erholungsgebiet, Klimaschützer und als Rohstofflieferant für eine Vielzahl von Anwendungen. Die Nachfrage nach Holz ist ungebremst hoch: von der Papier- und Zellstoffindustrie bis hin zur Möbelproduktion und dem Hausbau. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der zudem oft aus regionalen Beständen stammt. Somit gilt dieser Baustoff als ökologisch wertvoll. Doch welche Charakteristika weisen die verschiedenen Baumarten auf und welche Holzarten werden wofür verwendet? Verschaffen Sie sich mit unserer kleinen Baumkunde einen Überblick!
Fichte: der Brotbaum der Holzindustrie
Denkt der Fachmann an Nutzholz, kommt ihm als erstes das Nadelholz Fichte in den Sinn. In Europa handelt es sich meistens um die Gemeine Fichte (picea abies), die auch “Brotbaum der Forstwirtschaft” genannt wird. Keine andere Holzart wird hierzulande häufiger und vielseitiger genutzt – sie ist das Nutzholz par excellence.
Die Fichte wächst vergleichsweise rasch und stammt oft aus regionalen Nutzbeständen, was hinsichtlich der anfallenden Transportwege ökologisch nachhaltig ist. Ihr natürlicher Standort ist aber eigentlich das Gebirge bzw. Mittelgebirge. Dass es sie jetzt auch regional in der Ebene gibt, ist Folge forstwirtschaftlicher Kultivierung. Ohne diese Maßnahmen wäre die Fichte viel seltener in Deutschland anzufinden.
Fichten werden um die 600 Jahre alt und etwa 40 Meter hoch. Die forstwirtschaftliche Umtriebszeit (Zeit von der Pflanzung bis zur Ernte) beträgt 80-100 Jahre. Fichten tragen zur allgemeinen Artenvielfalt bei, denn sie sind für Vögel und Insekten Nahrungsspender und Habitat. So ist beispielsweise das selten gewordene Auerhuhn im Winter auf die Fichtennadeln als Nahrung angewiesen.
Eigenschaften
Fichtenholz ist mittelschwer. Gewicht, Festigkeit und Elastizität stehen bei der Fichte in einem guten Verhältnis. Fichtenholz weist eine geringe Dichte auf und ist somit weich. Fichtenholz kann optimal verarbeitet und verbaut werden. Zu beachten ist, dass Fichtenholz im Außenbereich einer adäquaten Oberflächenbehandlung (lackieren, beizen, streichen) bedarf. Denn bei häufigem Trocken-Feucht-Wechsel ist das Holz im unbehandelten Zustand nicht besonders witterungsfest. Im Kontakt zum Boden fault es schnell.
Anwendungsbereiche
Fichtenholz ist sehr vielseitig. Es kommt in den folgenden Bereichen zum Einsatz: Baukonstruktion, Dachstühle, Dachbalken, Innenausbau, Fußböden, Treppen, Wandbekleidungen (auch außen), (eher günstige) Möbel, Saunakabinen, Park- und Landschaftsbau, Lärmschutzwände, Obstbaumpfähle, Herstellung von Holzwerkstoffen (Sperr- und Leimholz, Span- und Faserplatten), Paletten. Im großen Stil wird Fichtenholz auch in der Papier- und Zellstoffindustrie verarbeitet. Zudem eignet es sich als Brennstoff.
Douglasie: der heimisch gewordene Kanadier
Lateinisch eher ein Zungenbrecher: Pseudotsuga menziesii stammt der Nadelbaum Douglasie aus Nordamerika und wurde im 18. Jahrhundert nach Europa gebracht. Während sie in Amerika und Kanada bis zu 100 Meter hoch werden und ein Alter von 600 Jahren erreichen können, werden sie hierzulande bei selbigem Alter nicht höher als 50-60 Meter.
Die Douglasie ist als Nutzholz beliebt und wird zunehmend als Ersatz für die Fichte gehandelt. Der große Vorteil gegenüber der Fichte ist, dass die Douglasie gegenüber sich verändernden Klimaverhältnissen resistenter ist. Sie verträgt Trockenheit und Hitze, die in Deutschland im Zuge des Klimawandels eine immer größere Rolle spielen, wesentlich besser als die Fichte. Auch der Borkenkäfer, der den unter Trockenstress stehenden Fichten zusetzt, kann der Douglasie wenig anhaben. Darüber hinaus weist die Douglasie bessere Wachstumseigenschaften auf: Sie produziert in 80 Jahren so viel wie die Fichte in 120 Jahren.
Derzeit macht die Douglasie ungefähr 3-4 % des hiesigen Bestandes der Mischwälder aus. Es sollen in den kommenden 20 Jahren aber mindestens 10 % werden. Allerdings gilt die Douglasie als invasiver Baum, der sich ungewollt auch dort einmischt, wo man ihn eigentlich nicht will: Laubwälder werden dann ansatzweise zu kanadischen Nadelwäldern.
Auch aus ökologischer Sicht ist die Douglasie hinsichtlich der Artenvielfalt weniger wertvoll. Denn Vögel und Insekten meiden sie eher, auch für viele Pilz- und Moosarten ist sie nicht zuträglich. Die Artenvielfalt nimmt also in Gegenden mit hohem Douglasienbestand eher ab – in diesem Aspekt ist beispielsweise die Fichte ökologisch wertvoller.
Eigenschaften
Die Douglasie verfügt über ein mittelschweres und härteres Holz als die Fichte. Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften stehen im guten Verhältnis. Im Außenbereich sollten die Oberflächen entsprechend behandelt werden, da im Erdkontakt eine Neigung zur Fäulnis besteht. Das Holz ist vergleichsweise harzhaltig, davon abgesehen, gut zu bearbeiten.
Anwendungsbereiche
Eignet sich sehr gut für Dachkonstruktionen, da das Holz unter geringer Feuchtigkeitsbelastung auch im unbehandelten Zustand bessere Eigenschaften als das der Fichte und manch anderer Holzarten aufweist. Darüber hinaus wird es für den Fenster- und Türenbau, Dielen, tragende Baukonstruktionen, Treppen, Park- und Landschaftsbau, Wandverkleidung und Außenfassaden verwendet. Es wird ebenso in der Papier- und Zellstoffindustrie und zu Sperrholz verarbeitet. Es gibt eigentlich keine Anwendungsbereiche der Fichte, in denen das Holz der Douglasie sich nicht auch verwenden ließe.
Kiefer: der weitverbreiteste Nadelbaum Europas
Die Kiefer gehört mit ihren 94 Arten zu den am meisten verbreiteten Nadelhölzern auf der gesamten Nordhalbkugel. Bevorzugt wächst sie im Norden Europas. Häufiger noch als hierzulande findet sie sich zwischen Polen und Sibirien. Sie wird bis zu 45 Meter hoch, obgleich die durchschnittliche Höhe zwischen 25-35 Metern liegt. Sie kann bis zu 600 Jahre alt werden. In der Forstwirtschaft ist sie gemeinsam mit der Fichte von zentraler Bedeutung.
Die in Deutschland häufigste Art ist die Gemeine Waldkiefer (manchmal auch Föhre oder Forche genannt), lateinisch Pinus sylvestris. Ein besonderes Merkmal der Kiefer ist, dass sie auch auf Böden mit wenig Nährstoffen gut wächst. So ist sie oft auf sandigen Untergründen zu finden, wo andere Bäume kaum Fuß fassen können. Wenn man also einen Nadelbaum auf einer Sanddüne entdeckt, kann davon ausgegangen werden, dass es sich dabei um eine Kiefer handelt. Das macht sie zu einem Pionierbaum. Auf besseren Böden hingegen wird sie oft von Fichte und Buche verdrängt.
Der Fachmann weiß, dass sich bei diesem Baum die Qualitätsmerkmale des Holzes von Standort zu Standort stark unterscheiden, weshalb es einige standortspezifische Unterkategorien gibt, z. B. Polnische Kiefer, Nordische Kiefer, Seestrandkiefer etc.
Eigenschaften
Was den Härtegrad angeht, liegt das Holz der Kiefer im Mittelfeld. Das Holz der Kiefer ist mittelschwer und weist ein gutes Verhältnis zwischen Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften auf. Hierbei gibt es allerdings zum Teil große Unterschiede, die aus den unterschiedlichen Herkunftsgebieten resultieren. Das Holz lässt sich gut bearbeiten, wobei nur die hohe Harzentwicklung beachtet werden muss. Auch neigt das Kiefernholz unterm Hobel zum Reißen. Wenn es unbehandelt ist, neigt es zur Fäulnis bei Erdkontakt. Es ist in diesem Aspekt nur wenig beständiger als das Holz der Fichte. Für die Anwendung im Außenbereich müssen also Oberflächenbehandlungen durchgeführt werden.
Anwendungsbereiche
Eignet sich gut als Bauholz für den Innenbereich: Türen, Fenster, Fußböden, Wandverkleidungen, Leisten, Rolladen sowie den Möbelbau. Das Kiefernholz wird aber auch in der Konstruktion verwendet, z. B. beim Rahmenwerkbau. Darüber hinaus wird die Kiefer auch gerne für Gartenmöbel sowie generell im Landschafts- und Gartenbau eingesetzt. Auch bei Erd- und Wasserbauten als Rammpfahl und im Schiffs- und Waggonbau kommt das Holz der Kiefer zum Einsatz. Ebenso wird die Kiefer zu Sperrholz verarbeitet und in der Papier- und Zellstoffindustrie verwendet.
Lärche: der im Winter kahle Nadelbaum
Die uns bekannte mitteleuropäische Lärchenart trägt den schönen lateinischen Namen Larix decidua. Sie wird problemlos 600 Jahre alt (in Einzelfällen gibt es Lärchen, die auf 850 Jahre geschätzt werden) und bis zu 55 Meter hoch. “Hart wie eine Lärche…” – es gibt zwar kein Sprichwort, das in diese Richtung geht: Es müsste aber eines geben! Denn die Lärche übertrifft in Sachen Härte und Schwere sogar noch die Eiche.
Als einziger europäischer Nadelbaum verliert die Lärche im Winter ihre Nadeln – sie ist also winterkahl. Daher lassen sich im Herbst auch gelb eingefärbte Lärchen finden, was sich in der Region bei keinem anderen Nadelbaum beobachten lässt. Der herbstliche Lärchenwald ist ein schwärmerisches Ausflugsziel.
Eigenschaften
Das Holz der Lärche ist sehr schwer und sehr hart. Es ist (neben der selten genutzten Eibe) das schwerste und härteste Nadelholz, das sich in Deutschland finden lässt. Es ist vergleichsweise harzhaltig, was bei der Bearbeitung zu beachten ist. Generell lässt es sich gut verarbeiten, Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften stehen im guten Verhältnis. Das Holz der Lärche zeichnet eine ausgesprochen hohe Dauerhaftigkeit aus. Allerdings weist es im Außenbereich ohne Behandlung nur eine mittlere Lebensdauer auf. Oberflächenbehandlungen sind problemlos möglich. Es liegt eine hohe Resistenz bei der Behandlung mit Chemikalien vor.
Anwendungsbereiche
Hauptsächlich wird das Holz der Lärche beim Bau und im Möbelbau verwendet. Es eignet sich für den Innenausbau und als Konstruktionsholz: Treppen, Türen, Tore, Zimmerverkleidungen (z. B. Jagdzimmer). Es wird aber auch im Außenbereich eingesetzt: Garten- und Landschaftsbau, Kinderspielplätze, Brückenbau. Kann ähnlich wie die Eiche auch unter Wasser als Rammpfahl eingesetzt werden. Aus dem Harz wird zudem Terpentin hergestellt.
Eiche: ein altes und hartes Stück Holz
Der Laubbaum Eiche (einheimisch: Quercus petraea oder Quercus robur) wurde in Sprichwörtern und Liedern schon oft mit Stolz in Verbindung gebracht. Die übergroße Gelassenheit, die fast schon in Richtung Ignoranz gegenüber jeglichen äußeren Anreizen geht, verdankt die Eiche ihrem hohen Grad an Robustheit. Kein Wunder, dass Städte wie Venedig oder Amsterdam zu weitreichenden Teilen auf einem Fundament aus Eichenpfählen – sogenannten Rammpfählen – ruhen. Denn das Kernholz der Eiche ist unter Wasser nahezu unbegrenzt haltbar.
Eichen können überaus alt werden: Eine Bulgarische Stieleiche soll 1640 Jahre zählen und gilt damit als der älteste Laubbaum Europas. In den Wäldern hierzulande nimmt die Eiche etwa 11,6 % der Waldfläche ein, damit rangiert sie gleich nach der Rotbuche auf Platz zwei der häufigsten Laubbäume.
Darüber hinaus steht die Eiche für eine außerordentliche Artenvielfalt von Insekten. Sie beherbergt überdurchschnittlich viele Insektenarten, was auf das hohe Alter der Eiche in der Entwicklungsgeschichte verweist. Eine Vielzahl von Insekten hat sich in langer Zeit koevolutiv mit dem Baum mitentwickelt und sich auf ihn spezialisiert.
Eigenschaften
Die Eiche ist ein sehr hartes und mittelschweres Holz, das durch Dämpfen biegsam wird. Es gilt als sehr witterungsbeständig im Kontakt mit Erde und Luft und kann im Außenbereich auch unbehandelt verwendet werden. Aus der hohen Dichte und den anatomischen Strukturen des Holzes resultieren hervorragende Festigkeitseigenschaften sowie ein hoher Abnutzungswiderstand. Das Holz ist sehr leicht zu bearbeiten und auch die Oberfläche lässt sich ohne Probleme behandeln. Da Eichenholz Gerbsäure enthält, können Nägel und Schrauben Rost ansetzen; früher wurde Gerbsäure für die Lederherstellung aus Eichenholz gewonnen.
Anwendungsbereiche
Werkzeuge, wie z. B. der Hammer, wären ohne einen Stiel aus Eichenholz nur halb so zuverlässig. Besonders edel gelten Massivholzmöbel aus Eichenholz. Es wird auch oft als Bautischlerholz verwendet, um hochwertige Rahmenwerke, Treppen, Fenster, Türen, Vertäfelungen und Parkettböden herzustellen. Übrigens werden auch Whiskey, Wein, Sherry und Cognac in Eichenholzfässern gelagert. Man kennt diese Aroma-Methode unter dem Titel “Barrique”. Darüber hinaus wird Eichenholz auch beim Boots- und Schiffsbau verwendet. Aus der Rinde der Korkeiche (Quercus suber) wird Kork hergestellt. Früher wurden aus der Rinde auch Gerbstoffe gewonnen.
Buche: die Mutter des Waldes
Die Buche (Fagus) kommt hauptsächlich in Europa und ausschließlich in der nördlichen Hemisphäre vor. Buchen werden bis zu 45 Meter hoch und bis zu 600 Jahre alt. Hierzulande trifft man meistens auf die Rotbuche (Fagus sylvatica). Ihre Kronen sind imposant und schirmen den Waldboden wie ein Zeltdach von der Sonneneinstrahlung ab. Der in der Mittagssonne müde Wanderer legt sich also am besten unter eine Buche, um ein gut behütetes Schläfchen zu halten. Er wird dort unter Umständen auch ein paar leckere Bucheckern finden.
Die Buche trägt den Spitznamen “Mutter des Waldes”. Denn sie lockert mit ihren spezifischen Wurzeln den Boden auf, was anderen Pflanzen zugute kommt. Außerdem sorgt sie dafür, dass der Boden in ihrer Umgebung stets nährstoffreich ist: Die Nährstoffe, die sie zum Teil auch aus tiefen Bodenschichten heraufbefördert, landen auch in ihren Blättern, die wiederum auf den Boden fallen, wo die Nährstoffe verwertet werden. Perfekte Kreisläufe, wie sie wohl nur die Natur inszeniert.
Darüber hinaus sorgt die Buche für einen optimalen Wasserhaushalt des Bodens: Sie fängt mit den oberen ausgestreckten Ästen regelrecht das Niederschlagswasser auf, das dann an ihrem besonders glatten Stamm zu ihren Wurzeln hinabfließen kann. Davon profitieren auch die Bodenorganismen und das Grundwasser. Generell befördert die Buche weitgehende Artenvielfalt in ihrer Umgebung.
Die Buche benötigt weniger Licht als die Eiche. Sie zeichnet sich durch sehr gute Wachstumseigenschaften und hohe Schattentoleranz aus. Deshalb hat sie im Konkurrenzkampf die Nase vorn. Ohne kultivierenden Eingriff wären Deutschlands Wälder daher wohl weitgehend Buchenwälder. Heute bestehen etwa 15 % der hiesigen Waldfläche aus Buchen – kein Laubbaum kommt häufiger vor.
Eigenschaften
Den Stamm der Buche schützt eine sehr glatte Rinde, die allerdings anfällig für Sonnenbrand und Verletzungen ist. Das Holz der Buche ist sehr hart und verfügt über einen hohen Abnutzungswiderstand. Dabei lässt es sich durch Dämpfen gut biegen. Es weist eine homogene Struktur auf, weshalb es sich besonders gut hobeln, drechseln, polieren und sägen lässt.
Außerdem kommt die besondere Holzstruktur einer Oberflächenbehandlung entgegen, denn Farbe und andere Behandlungsmittel werden gut aufgenommen und verteilen sich gleichmäßig. Nachteilig ist, dass Buchenholz im unbehandelten Zustand anfällig für Pilzbefall ist. Zudem schrumpft es im Trocknungsprozess und quillt unter Einfluss von Wasser auf. Es handelt sich also um ein Holz, das stark “arbeitet”, wie der Fachmann sagt.
Anwendungsbereiche
Das Holz der Buche ist sehr vielseitig verwendbar und kein anderer Laubbaum wird öfter genutzt. Beispielsweise ist es eines der beliebtesten Hölzer für den hochwertigen und robusten Möbelbau. Das Holz eignet sich hervorragend für Fußböden, da es aufgrund seiner Härte und Zähigkeit sehr druckbeständig ist. Auch gibt es eine Menge Spielzeug aus Buchenholz. Wegen seiner Robustheit wird es auch für Bahnschwellen verwendet. Weniger hochwertiges Buchenholz wird auch in der Papier- und Zellstoffindustrie verarbeitet. Ebenso gibt es Textilfasern aus Buchenholz. Zudem gilt es als hochwertiges Brennmaterial, da es lange und gleichmäßig brennt.
Linde: die mythische Gestalt mit hohem kulturellen Stellenwert
Die Linde ist der Sommerbaum schlechthin, da ihre Blüte erst mit dem Hochsommer voll auf Touren kommt. Dann ist auch die Zeit für den lieblichen Lindenduft, der Mensch und Tier betört. Zudem ist die Linde – lateinisch Tilia – traditionell ein Ort der Zusammenkunft. In Dörfern stand früher oft eine große Linde auf dem Dorfplatz oder am Einfahrtstor und lud zum Verweilen unter ihrem Blätterdach ein – nicht nur wegen ihrer herzförmigen Blätter. Bei den Germanen galt die Linde sogar als heiliger Baum. Es gibt um die 40 Lindenarten. In Deutschland trifft man in erster Linie auf die Sommer- und auf die Winterlinde, seltener auch auf die Silberlinde.
Für viele Straßen, Dörfer und Stadtteile ist die Linde seit ehedem Namenspatron. Beispielsweise geht der Name “Leipzig” auf die Linde zurück (Ableitung aus dem sorbischen Lipsk: Linden-Ort). Man denke auch an die Frauennamen Linda, Rosalinde, Gerlinde etc. – allesamt inspiriert von der wunderschönen Linde.
Dass im Mittelalter unter der Linde Gericht gehalten und Recht gesprochen wurde, unterstreicht ihren hohen gesellschaftlich-kulturellen Stellenwert – in diesem Zusammenhang spricht man von der Gerichtslinde. Friedenslinden hingegen wurden nach der Befriedung einer kriegerischen Auseinandersetzung gepflanzt. An der Tanzlinde des Dorfes wurde dagegen kräftig das Tanzbein geschwungen und der ein oder andere Bund fürs Leben geschlossen.
Deshalb taucht die Linde wohl auch so oft in Märchen, Liedern, Mythen und Sagen auf. Man denke nur an die Nibelungensaga! Dort fällt Siegfried vor dem Bad im Drachenblut ein Lindenblatt zwischen die Schulterblätter, womit seiner Unsterblichkeit eine entscheidende Hintertür eingebaut ist.
Linden werden meistens nicht viel höher als 35 Meter und um die 800 Jahre alt. Es gibt allerdings Einzelexemplare, die weitaus älter sind: über 1000 Jahre! Die Dorflinde in Schenklengsfeld (Hessen) gilt Experten als der älteste Baum Deutschlands – gepflanzt im Jahre des Herrn 760.
Eigenschaften
Das Holz der Linde ist weich und zäh. Es verfügt über gute Elastizitätseigenschaften, ist dabei aber nicht sehr biegsam (zum Biegen durch Dämpfen eignen sich Buche und Eiche besser). Es neigt zum Schwinden (Feuchtigkeitsabgabe unterhalb des spezifischen Fasersättigungsbereichs). Das Holz trocknet langsam und neigt zum Reißen. Lindenholz ist nur mittelmäßig beständig und nicht sehr witterungsfest. Darüber hinaus ist es anfällig für Insekten- und Pilzbefall.
Dämpfen und Biegen von Holz
Beim Dämpfen von Holz mit heißem Wasserdampf wird das sogenannte Lignin weich. Lignin wirkt im Holz als eine Art natürlicher Klebstoff, es verbindet Holzfasern miteinander und sorgt für Festigkeits- und Zähigkeitseigenschaften. Wenn es weich ist, werden bestimmte Holzarten (z. B. Eiche, Buche) biegsam, ohne dabei zu brechen. Wenn das Lignin wieder abkühlt, behält das Holz die gebogene Form bei. Mit dem Verfahren des Dämpfens werden vor allem im Möbelbau besondere Designs möglich. Den Möbelklassiker dazu hat Michael Thonet 1859 ins Leben gerufen. Es ist der aus Buche gearbeitete Wiener Kaffeehausstuhl mit seinen wundervoll gebogenen Arm- und Rückenlehnen.
Anwendungsbereiche
Das Holz der Linde wird für die Bildhauerei und Drechslerarbeiten verwendet. Beispielsweise sind Heiligenstatuen in der Regel aus Linde gearbeitet, weshalb man früher auch vom Lignum sacrum, dem heiligen Holz sprach. Auch im Instrumentenbau kommt das Holz zum Einsatz, z. B. bei Gitarren, Klaviertastaturen und Harfen.
Aus Lindenholz wird darüber hinaus produziert: Reiß- und Zeichenbretter, Spielzeug, Holzpantoffeln, Bleistifte und Streichhölzer. Es wird auch als Imitation von Nussbaumholz herangezogen. Bekannt ist auch der Lindenblütenhonig. Die Linde produziert sehr viel Nektar, sodass Imker mit einem hohen Ertrag rechnen können. Außerdem ist Lindenblütentee ein bei Erkältungen angewandter schweißtreibender Tee. Aus Lindenholz wurde früher sogar Schießpulver hergestellt, heute Zeichen- und Filterkohle.
Birke: der gute alte Maibaum
Es gibt ca. 50 Birkenarten in Asien, Nordamerika und Europa. Hierzulande kommt die Hänge- bzw. Weißbirke am häufigsten vor. Die Birke (Betula) wird durchschnittlich ca. 50 Jahre alt (wobei es Exemplare gibt, die gut 100 Jahre älter werden) und 20-30 Meter hoch.
Birken wachsen überaus schnell. Allergiker mögen die Birke zwischen März und April weniger gern, da sie hohes allergisches Potenzial aufweist. Das liegt daran, dass die Bäume nicht über Insekten, sondern ausschließlich über Pollen bestäubt werden und daher große Mengen von Pollen freisetzen.
Ähnlich wie die Kiefer gibt sich die Birke auch mit nährstoffarmen Böden und schwierigem Klima zufrieden. Sie gilt daher als Pionierbaum, der mit sehr unterschiedlichen Verhältnissen zurechtkommt: von Mooren bis zu Dünen.
Man stelle sich vor: Schon die Neandertaler wussten die Birke zu nutzen. Sie stellten Pech aus ihr her, gewissermaßen der erste Klebstoff überhaupt. Mit dem Birkenpech wurden Steinkeile und Pflanzenfasern verklebt. Bei allen Enthusiasten des süddeutschen Brauchtums ist die Birke heutzutage als Maibaum beliebt.
Eigenschaften
Das Holz der Birke zählt zu den leichten und mittelharten Hölzern. Elastizität und Biegsamkeit sind gegeben, aber auch eine Neigung zum Reißen. Es verfügt nur über geringe Robustheit und Tragfähigkeit. Die Bearbeitung ist gut möglich, auch die Oberflächen lassen sich gut behandeln. Es handelt sich um kein besonders witterungsfestes Holz. Fäulnis, Pilzbefall und Insektenschäden gehören zu den Anfälligkeiten dieses Holzes. Allerdings weist es unter Wasser eine gute Beständigkeit auf.
Anwendungsbereiche
Aus dem Holz der Birke werden Furniere und Sperrholz hergestellt. Auch im Möbelbau (Stühle, Tische, Gartenmöbel) kommt es zum Einsatz, manchmal auch als Imitation von Mahagoni. Es werden Wäscheklammern und grobe Besen daraus hergestellt. Wegen der geringen Tragfähigkeit kommt es für die Baukonstruktion nicht in Frage. Mit gebundenem Birkenreisig werden Deiche befestigt. Gerne wird es auch als Brennholz verwendet. Die enthaltenen ätherischen Öle ermöglichen sogar, dass es im frischen Zustand gut brennt. In russischen und finnischen Saunas schlägt man sich zur gegenseitigen Freude mit Birkenzweigbüscheln den Rücken wund.
Kirsche: schön und lecker
Kerasos – auf diese am Schwarzen Meer gelegene Kleinstadt geht der Name “Kirsche” zurück. In Deutschland ist vor allem die Vogel-Kirsche mit lateinischem Namen Prunus avium bekannt. Von diesem Baum stammen nicht nur die bei Vögeln und Menschen gleichsam geschätzten Süßkirschen, sondern sie ist auch stets ein echter Hingucker: Im Frühjahr steht sie in ganzer Blüten- und im Herbst in ganzer Farbenpracht. Im Sommer gibt es Kirschen satt und im Winter inspiriert ihre knorrige, rotbräunliche Gestalt manchen Maler.
Ein Kirschbaum wird bis zu 30 Meter hoch und nicht besonders alt – höchstens 100 Jahre. Er gehört zu den Halbschattengewächsen und kommt vergleichsweise gut mit nährstoff- und wasserarmen Böden zurecht und hat eine relativ hohe Hitze- und Trockenheitstoleranz. Übrigens funktioniert die Bestäubung mit Hilfe von Bienen, weshalb zu jeder Kirschplantage regelmäßig ein Imker kommen muss – sonst fällt der Fruchtertrag gering aus.
Eigenschaften
Das Holz der Kirsche ist teuer. Es ist mittelhart und verfügt über gute Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften. Es lässt sich gut verarbeiten, ist jedoch nicht besonders witterungsfest und anfällig für Pilz- und Insektenbefall.
Anwendungsbereiche
Natürlich ist in erster Linie der Obstbau zu nennen. Hier wird allerdings immer öfter auf die Sauerkirsche (Prunus cerasus) zurückgegriffen, denn sie ist nicht ganz so beliebt bei räuberischen Vögeln und außerdem unempfindlicher gegen Wetter und Schädlinge.
Sehr beliebt sind hochwertige Möbel aus Kirschholz (z. B. Biedermeiermöbel). Es lässt sich mit dem Holz der Kirsche eine anspruchsvolle Innenausstattung (z. B. Schlaf-, Esszimmer und Vertäfelungen) realisieren. Gerne werden auch hochwertige Furniere daraus hergestellt. Besonders schöne Messergriffe werden aus Kirschholz gearbeitet. Desweiteren wird es für die Herstellung von Flöten, Klaviere und Geigen genutzt.
Literatur
Böhlmann, Dietrich, Warum Bäume nicht in den Himmel wachsen. Eine Einführung in das Leben unserer Gehölze, Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2009.
Dahms, Klaus Günther, Das kleine Holzlexikon. Wegra Verlag GmbH, Tamm 1996.
Hecker, Ulrich, Nadelgehölze: wildwachsende und häufig angepflanzte Arten, Spektrum der Natur, München/Wien/Zürich, 1985.
Humphries, Press, Sutton, Der Kosmos- Baumführer. Europäische Laub- und Nadelbäume,
Kosmos Verlag GmbH Stuttgart 1990.
Sell, Jürgen, Eigenschaften und Kenngrößen von Holzarten. Baufachverlag Lignum, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft 1997.
Mitchell, Alan, Die Wald- und Parkbäume Europas: Ein Bestimmungsbuch für Dendrologen und Naturfreunde. Paul Parey, Hamburg und Berlin 1975.
Danke für den Beitrag über die heimischen Baum- und Holzarten. In unserem Haus beginnen bald die Zimmereiarbeiten, doch wir müssen uns noch für das Holz für Böden, Decken und Fenster und Türen entscheiden. Ich denke für Parket, Türen und Fenster werden wir uns für Eiche entscheiden.
Es verwundert immer wieder, dass eines der besten und beständigsten Bäume nie oder selten erwähnt werden. Ich meine die Robinie, die von deutschen Forstwirten sogar in Kamerun zum Aufforsten von Wäldern Verwendung fand.
Das Holz ist extrem witterungsfest, fast 2mal fester als die Eiche, braucht sehr wenig Wasser, sehr robust gegen Schädlingsbefall. Bei den heutigen Klimaverhältnissen wäre es an der Zeit, dass sich die hiesigen Förster an diesen Baum erinnern. Außerdem ist die Robinie mit ihrem prächtigen Blütenkleid eine Zierde für jeden Park.
Vielen Dank für diesen Beitrag über heimische Holzarten. Wir möchten uns Edelholz kaufen und informieren uns deshalb gerade darüber, welche Holzarten infrage kommen könnten. Ich wusste bisher nicht, dass Kirschbaum höchstens 100 Jahre alt wird! https://www.michelholz.de/produkte/heimische-edelhoelzer/
Vielen Dank für diesen Beitrag über den Baustoff Holz. Gut zu wissen, dass man beim Holzbau auf heimische Holzarten zurückgreifen sollte. Wir planen egrade unseren Hausbau und wollen uns für einen Baustoff entscheiden. Weitere Informationen habe ich auch hier gefunden: https://www.baechiholzbau.com/