Almondia – Bautipps Die Bauherrenberatung

Expertentipps zu Photovoltaikanlagen

Eine Photovoltaikanlage wird dank der neuen Energieeinsparverordnung – kurz EnEV – spätestens ab 2020 nahezu jedes neugebaute Dach zieren. Häuser sollen zukünftig nämlich beinahe keine Energie mehr verbrauchen, weswegen der Staat die Neubauten auch auf den passenden Namen „Fast-Nullenergiegebäude“ getauft hat. Photovoltaikanlagen sind bereits seit Längerem auf dem Markt und wurden vor ein paar Jahren sogar noch subventioniert. Das ist heute nicht mehr der Fall – aber auch gar nicht mehr nötig. Viele Hausherren wägen dennoch ganz genau ab, ob sich die Kosten einer möglichen Investition für sie lohnen. Doch welche Informationen sollten Sie eigentlich bei der Anschaffung einer eigenen Solaranlage berücksichtigen?

Unser Solartechnik-Experte Uwe Biermann hat für Sie 10 wichtige Tipps und Fakten zusammengestellt, die Ihnen viel Ärger ersparen werden!

Das Wichtigste in Kürze

  • Mittlerweile ist es günstiger, den selbst produzierten Strom auch selbst zu verbrauchen. Entscheiden Sie daher anhand Ihres Strombedarfs, wie groß Ihre Anlage werden soll.
  • Die Qualität ist der entscheidende Aspekt einer Photovoltaikanlage: Ihre Anlage ist allen Witterungsbedingungen ausgeliefert, soll bei schwachem Licht trotzdem sehr gute Leistung bringen und dabei möglichst lange halten.
  • Fragen Sie bei Garantie- und Versicherungsfällen ganz genau nach, an wen Sie sich wenden müssen. Achten Sie darauf, dass Sie auch in Deutschland und nicht ausschließlich im Herstellungsland einen Ansprechpartner bei Problemen haben.

1. Eigenverbrauch vs. Einspeisung

Bis 2010 war es für Hausbesitzer wirtschaftlicher, den selbst produzierten Strom vollkommen ins Netz einzuspeisen. Eine eingekaufte Kilowattstunde Strom kostete weniger als das, was man für eine produzierte vom Staat bekam. Das ist heute anders. Durch steigende Strompreise und das Aussetzen der Subvention ist der Verbrauch des selbst produzierten Stroms wesentlich lohnenswerter. Ein Haushalt, der Strom produziert und diesen nicht nutzt, kann den Strom aber nach wie vor ins öffentliche Netz einspeisen und wird dafür vergütet. So geht keine einzige erzeugte Kilowattstunde verloren.

2. Nennleistung einer Photovoltaikanlage

Die Nennleistung oder auch Peakleistung einer Anlage ist die elektrische Spitzenleistung, die eine Anlage unter idealen Testbedingungen erreichen kann. In der Realität weichen die wahren Werte zum Teil sehr stark ab – vor allem, da die Anzahl der Sonnenstunden in Deutschland doch begrenzt ist. Viele Leute wählen jedoch nach genau dieser Zahl ihre Anlage aus. Betrachten Sie diesen Wert stattdessen lediglich als Richtwert und lassen Sie sich weitere Kennziffern wie z.B. das Schwachlichtverhalten (s. Punkt 4) von Ihrem Berater erklären.

3. Kilowattpeak-Preis

In der Photovoltaikbranche hat sich bei Preisangaben der sogenannte Kilowattpeak-Preis etabliert. Für einen besseren Vergleich von Anlagen mit unterschiedlichen technischen Voraussetzungen wird daher oft der Preis pro elektrische Leistung in Abhängigkeit einer bestimmten Modulfläche angegeben. Für Experten verständlich, für Laien oft schwer nachvollziehbar – zumal es sich, wie bereits erwähnt, bei den technischen Voraussetzungen und Bedingungen oft um Labortestbedingungen handelt. Ein guter Berater wird Ihnen zur besseren Verständlichkeit aber auch ausrechnen können, wie viel Kilowatt die Anlage pro Quadratmeter erzeugt und wie viel ein Quadratmeter Ihrer Anlage kostet. Daraus wiederum lässt sich dann der Preis pro erzeugte Kilowattstunde Strom errechnen, der mit einer potenziell eingekauften verglichen werden kann.

4. Das Schwachlichtverhalten

Wesentlich entscheidender als die Nennleistung ist das Schwachlichtverhalten der Photovoltaikmodule. Was bringt Ihnen eine Anlage mit hohen Nennwerten, die nur bei Optimalbedingungen gut arbeitet, aber bei schwachem Licht kaum Strom produziert? Einen guten Hinweis auf das Schwachlichtverhalten gibt die qualitative Verarbeitung der Module. Je hochwertiger die Module, desto besser der Stromfluss. Daraus wiederum folgt mehr erzeugter Strom – auch bei weniger optimalen Lichtverhältnissen.

5. Lebenserwartung einer Photovoltaikanlage

Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, sind viele Anbieter dazu übergangen, ebenfalls günstiger und damit jedoch oft qualitativ minderwertiger zu produzieren. Darunter leidet in erster Linie die Lebenserwartung der Anlage und somit der Geldbeutel des Kunden. Ein gutes Premiumprodukt hat eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren. Erwischen Sie qualitativ schlechte Ware, passiert es nicht selten, dass Module bereits nach drei bis vier Jahren ausgedient haben. Dabei sind die Zellen in der Regel nicht das Problem. Gespart wird hingegen an der Rückseitenfolie, deren Aufgabe es ist, den Schutz aller Komponenten des Solarmoduls zu gewährleisten und die aktiven Elemente elektrisch zu isolieren.

6. Niedriger Wartungsaufwand

Oft begegnet man dem Vorurteil, dass die Wartung von Photovoltaikanlagen sowohl kostspielig als auch aufwendig sei. Folglich bekommen Interessenten beim Kauf häufig nutzlose Wartungsverträge aufgeschwatzt. In der Regel müssen Photovoltaikanlagen alle fünf bis sieben Jahre gereinigt werden. In der Zwischenzeit hilft uns abermals die Natur: Regen befreit die Module durch ihre schräge Aufständerung vom Schmutz. Es gibt natürlich auch Anlagen, die häufiger gesäubert werden müssen, wenn sie bspw. durch nahe gelegene Industrieanlagen saurem Regen oder auch zu viel Blütenstaub ausgesetzt sind. Sollten Sie solche Gegebenheiten anfangs nicht bedacht haben, gibt es trotzdem keinen Grund zur Sorge, denn Wartungsverträge lassen sich auch noch im Nachhinein abschließen.

7. Ausrichtung der Anlagen

Viele Interessenten verwerfen die Idee einer Photovoltaikanlage, da ihr Dach nicht nach Süden ausgerichtet ist. Bis zu einer Neigung von etwa 45 Grad sind aber auch nach Osten und Westen geneigte Dächer geeignet. Bei Flachdächern wird diese Ausrichtung sogar empfohlen. So können die Module auf Flachdächern nebeneinander aufgeschient werden, abwechselnd ausgerichtet nach Osten und Westen. Dadurch vermeidet man das Problem der Verschattung der Module untereinander und nutzt die Dachfläche optimal aus. Auch wenn der Ertrag ein wenig geringer ist als bei der konventionellen Ausrichtung, liegt der Vorteil in den längeren Laufzeiten, die durch die Nutzung der Morgen- und Abendsonne zustande kommt. Die Aufständerung muss dann jedoch in größerem Maße beschwert werden, um den höheren Luftwiderständen Rechnung zu tragen. Insgesamt liegt der Mehrertrag aber bei über 40%.

8. Versicherungs- und Garantiefälle

Was beim Kauf leider oft untergeht, ist der prüfende Blick auf das Prozedere bei Versicherungs- und Garantiefällen. Zunächst einmal wird zwischen Versicherung und Garantie strikt getrennt.
Eine Garantie deckt Schäden am Modul und den einzelnen Komponenten ab. Der Anlagenerrichter – in der Regel die deutsche Firma, die Ihnen das Produkt verkauft – gewährleistet eine korrekte Installation der fertigen Komponenten. Gehen diese jedoch kaputt, muss man sich direkt an den Hersteller wenden, der nicht selten im Ausland sitzt. Wenn es dann ganz ungünstig kommt, müssen Sie Ihre Garantieansprüche in der dortigen Landessprache formulieren. Das Dilemma ist perfekt…
Versicherungsleistungen wiederum decken Schäden durch äußere Einflüsse wie z.B. durch Sturm oder Hagel ab. Firmen, die Anlagen sehr günstig anbieten, sparen oft an diesen Serviceleistungen. Versicherungen müssen dann im Nachhinein extra und meist sehr kostenintensiv erworben werden. Für Käufer ist es oft schwierig, umfassende von lückenhaften Angeboten zu unterscheiden. Fragen Sie daher nach allen Eventualitäten:

  • An wen müssen Sie sich wenden, wenn eine Komponente nicht mehr funktioniert?

9. Kombination Photovoltaik und Solarthermie

Eine Kombination aus Solarthermie und Photovoltaik auf einem Dach ist nicht empfehlenswert. Nur in wenigen Fällen, so vor allem bei Gebäuden mit einem sehr hohen Verbrauch, könnte sich dies bezahlt machen. Kombinieren Sie Ihre Photovoltaikanlage stattdessen lieber mit einer Brauchwasser-Wärmepumpe. Produziert Ihre Photovoltaikanlage mehr Strom, als Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt abnehmen können, wird der Warmwasserspeicher einer Brauchwasser-Wärmepumpe geladen. So kann höchst effizient Strom in Wärme umgewandelt und gespeichert werden.

10. Echte Qualität

Bei Photovolatikanlagen gilt in besonderem Maße: Wer billig kauft, spart langfristig nicht. Bedenken Sie, dass sich Ihre Anlage erst auszahlen kann, wenn Sie auch wirklich viele Jahre durchhält. Sie soll sowohl bei ungünstigen Lichtverhältnissen als auch bei Witterungsbedingungen jeglicher Art möglichst lange eine hohe Leistung bringen.
Lassen Sie sich daher ausgiebig beraten, bestehen Sie auf präzise Antworten, lassen Sie sich das Produkt zeigen, lesen Sie Erfahrungsberichte, fragen Sie nach den Produktionsstätten und entscheiden Sie sich für Qualität, auch wenn dies anfangs eine höhere Investition bedeutet. Glauben Sie mir, Qualität zahlt sich aus!

Achten Sie beim Kauf darauf:

  • ausgiebige Beratung
  • Module zeigen lassen
  • genaue Erklärungen bzgl. des Produkts einfordern
  • Ausstellung des Anbieter ansehen

Mit diesem Wissen starten Sie gut informiert in jede Beratung zum Thema Photovoltaikanlagen.

Autorin Sarah Völkl

Sarah Völkl hat Architektur studiert und ist seit Jahren das Gesicht von a better place. Mit ihren Videos ist sie bei YouTube vielen Personen schon länger bekannt. Sarah teilt Ihr Wissen jetzt auch bei den Bautipps von Almondia.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner